Langsam durchquert die Fähre den Bosporus. Die Sonne scheint, und eine frische Meeresbrise weht vorbei. In der Ferne sieht man die riesigen Moschee Hagia Sophia und die Sultan-Ahmed-Moschee. Hinter uns lassen wir den Kontinent Asien. So stelle ich mir eine Rückreise von Asien vor.

2700 Jahre Geschichte

Bereits im 7. Jahrhundert vor Christus gründeten griechische Kolonisten unter anderem aus Argos, Korinth und Thrakien die bekannte Siedlung Byzanz. Durch ihre wichtige geografische Lage zwischen Europa und Asien war die Stadt Zeuge verschiedenster Kriege der Geschichte, darunter die Eroberung durch die Perser, die unter der Führung von König Dareios ganz Griechenland erobern wollten.

In der Spätantike erstreckte sich das römische Reich im Westen und Osten über den gesamten Mittelmeerraum. Da der Osten an Bedeutung zunahm, beschloss Kaiser Konstantin I., Byzanz zum neuen Zentrum Roms zu bestimmen, «Nova Roma». Sechs Jahre später wurde die nach dem Vorbild Roms auf sieben Hügeln ausgebaute Stadt nach ihrem Gründer umbenannt und behielt bis zur Eroberung durch die Osmanen im Jahre 1453 den Namen Konstantinopel.

In der Zeit der Renaissance im 16. Jahrhundert erlebte Konstantinopel als Zentrum des osmanischen Reiches erneut eine Blütezeit. Paläste, Moscheen und Brücken verliehen der nun gelegentlich Istanbul genannten Metropole einen neuen Anstrich ganz im osmanischen Stil. Trotz immerwährender Konflikte ergaben sich damals sehr starke Handelsallianzen, insbesondere mit einer der grössten Handelsstädte dieser Zeit, Venedig.

Istanbul ist eine Stadt voller Geschichte, die sich in den Gebäuden, den Ruinen, dem Essen, der Kunst und der Kultur widerspiegelt.

Die zwei Moscheen

Im wohl bekanntesten Stadtviertel Sultanahmet herrscht stets ein wildes Treiben. Zwischen Maroni- und Brezelverkäufern schlängeln sich Touristengruppen immer hinter den typischen Fahnenträgern in Richtung Sehenswürdigkeiten. Zwischen all dem befinden sich die zwei berühmtesten Moscheen Istanbuls. Die im Jahr 537 durch Kaiser Justinian erbaute Hagia Sophia, damals eine christliche Kirche, beeindruckt schon allein durch ihre Grösse. Sowohl innen als auch aussen erkennt man die enorme Hauptkuppel, die mit 33 Metern Spannweite auf vier Stützen die grösste ihrer Art ist und ein byzantisches Bauwunder darstellt. Nach der Übernahme durch die Osmanen wurden die christlichen Symbole sowie die Glocken entfernt oder überdeckt, und seit diesem Zeitpunkt wurden vier Minarette errichtet. Die Hagia Sophia diente fortan als Moschee, bis sie 1934 auf Anregung des ersten türkischen Präsidenten Atatürk in ein Museum umgewandelt wurde. Erst am 10. Juli 2020 beschloss die Regierung, die Hagia Sophia wieder als Moschee zu nutzen.

Nur 500 Meter von der Hagia Sophia entfernt steht die Sultanahmet-Moschee. Ein besonderes Merkmal dieses im Jahre 1616 durch Sultan Ahmet erbaute Gotteshaus sind die sechs Minarette, die in ihrer Anzahl nur von der Prophetenmoschee in Medina und der Hauptmoschee in Mekka übertroffen werden. In Europa als die Blaue Moschee bekannt, hat sie ihren Namen nicht durch ihr Äusseres, sondern durch die blau-weissen Fliesen im Inneren der Moschee, die jedoch einen jüngeren Ursprung haben.

Spuren des Byzantinischen Reiches

Ein immer wieder imposanter Anblick, wie in Rom oder vielen anderen Orten des römischen Imperiums, sind die riesigen Aquädukte, die vor tausend Jahren die Wasserversorgung der Stadt mit Frischwasser von den nahegelegenen Bergen und Quellen garantierten. So auch der Valens-Aquädukt, der im Jahr 306 von Kaiser Konstantin begonnen und im Jahr 378 von Kaiser Valens beendet wurde. Zu seinen Glanzzeiten hatte er eine Länge von mehr als einem Kilometer. Heute, 1645 Jahre später, stehen immer noch 800 Meter davon und überqueren sogar eine Hauptverkehrsachse, den Atatürk Boulevard.

Über diese Aquädukte floss 164 Jahre später das Wasser in die Basilika Zisterne, die mit 80.000 Kubikmetern oder 80 Millionen Litern Wasserreservoir für den Grossen Palast von Justinian diente. Diese Zisterne steht heute noch und ist eine der Hauptattraktionen Istanbuls. Zweifellos dank ihrer mystischen Atmosphäre kommt diese Zisterne in verschiedensten Filmen, Büchern oder sogar Videospielen vor.

360-Grad-Panorama

Überquert man die Galata-Brücke über den Meeresarm Goldenes Horn, gelangt man zum Stadtteil Galata. Dieser Stadtteil im heute modernen Bezirk Beyoğlu wurde im 13. Jahrhundert als genuesische Handelskolonie gegründet. Die einzige Spur dieser Zeit ist der 67 Meter hohe Galataturm. Ursprünglich als Teil des Befestigungswalls erbaut, diente dieser Turm im Laufe der Jahre als Wachturm, möglicherweise auch als Leuchtturm und später sogar als Feuerwache. Der Galataturm ist einer, wenn nicht sogar der schönste Aussichtspunkt Istanbuls und ermöglicht einen atemberaubenden Ausblick über die gesamte Stadt und den Bosporus.

Ewiges Gedenken.

Im islamischen Glauben enden die guten Taten eines Menschen mit dessen Tod, es sei denn, er hat zu Lebzeiten eine Wohlfahrtseinrichtung wie einen Brunnen, ein Krankenhaus, eine Schule, eine Moschee oder eine Kombination davon errichtet. In diesem Fall leben seine guten Taten so lange weiter, wie die Einrichtung besteht. Aus diesem Grund wollten die Sultane und wohlhabenden Osmanen der Gesellschaft mit sogenannten «Waqf» dienen. Eine solche Person war auch Safiya, die Frau von Sultan Murat III. Sie war die Tochter eines venezianischen Aristokraten und gab im Jahr 1597 den Bau der heutigen Neuen Moschee in Auftrag. Aufgrund ihrer Lage nahe dem Goldenen Horn liess sich der Architekt Davud Aga von den Brückenbaukünsten seines Meisters Sinan inspirieren und baute die Moschee auf mit Eisen verstärkten Pfählen. Dadurch wurde der Erhalt der Moschee über die Jahre hinweg trotz Fluten und Erdbeben garantiert. Die Neue Moschee diente als zentraler Begegnungsort, daher wurden neben dem Hauptgebetsraum auch eine Schule, ein königlicher Pavillon, diverse Brunnen und ein Gewürzbasar errichtet.

Das alte Konstantinopel ist eine Stadt zum Leben und Erleben und einer der schönsten und kulturreichsten Orte der Welt.

Auf Wiedersehen in der Hauptstadt Bulgariens, Sofia.

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